„Kollege ständig krank“ – Was tun, wenn der Verdacht auf Blaumachen wächst?

Ein ständig kranker Kollege kann ganze Teams belasten. Doch wie geht man als Mitarbeitender richtig damit um? Unser neuer Ratgeber zeigt den rechtssicheren Weg – inkl. Handlungsempfehlung für Arbeitgeber.

In jedem Unternehmen gibt es sie: Mitarbeitende, die besonders häufig fehlen. Meist wird das akzeptiert – schließlich kann jeder mal krank werden. Doch wenn sich ein Muster erkennen lässt – zum Beispiel Krankmeldungen direkt vor oder nach dem Wochenende – wächst im Kollegenkreis oft der Ärger.

Vor allem dann, wenn der Rest des Teams die liegengebliebene Arbeit mitschultert. Was also tun, wenn man sich fragt: Ist da wirklich jedes Mal eine Erkrankung im Spiel? Und darf oder sollte man einen solchen Verdacht melden? Die klare Antwort: Ja – aber richtig. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie diskret vorgehen, sich selbst aus der Verantwortung nehmen und dem Unternehmen ermöglichen, professionell zu handeln.

Wann häufige Krankmeldungen verdächtig wirken

Natürlich ist Krankheit keine Schuld. Aber es gibt Situationen, in denen ein Verhalten stutzig macht. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Häufung von Krankmeldungen an Brückentagen oder Freitagen/Montagen
  • Mehrere kurze Fehlzeiten pro Monat
  • Wiederkehrende Krankheitsphasen unmittelbar nach Urlaubsanträgen
  • Eine deutlich höhere Abwesenheitsquote als im übrigen Team

Für sich genommen mag keiner dieser Punkte ein Beweis sein. Aber: Wiederholen sich solche Muster über einen längeren Zeitraum, liegt der Verdacht nahe, dass hier bewusst ausgenutzt wird, was als Schutzregel gedacht ist.

Was Sie als Kollege tun sollten – ohne jemanden zu warnen

Viele Mitarbeitende fragen sich: Darf ich das überhaupt melden? Und wie gehe ich dabei vor, ohne mich selbst angreifbar zu machen – oder dem Betroffenen vorschnell Unrecht zu tun?

Wichtig: Reden Sie nicht mit anderen Kolleginnen und Kollegen über Ihren Verdacht. Solche Gespräche können dazu führen, dass sich die betroffene Person gewarnt fühlt – und ihr Verhalten ändert, bevor der Arbeitgeber reagieren kann.

Das ist zu vermeiden:

  • Keine Diskussionen im Team
  • Keine Andeutungen oder ironischen Kommentare
  • Keine eigenen Nachforschungen oder Konfrontationen

Das ist zu empfehlen:

  • Beobachtungen für sich selbst notieren (z. B. Datum, Anlass, Auffälligkeiten)
  • Keine voreiligen Schlüsse ziehen
  • Vertraulich an den direkten Vorgesetzten oder die Personalabteilung wenden

Falls gewünscht: anonym melden, z. B. über interne Systeme oder E-Mail ohne Namensangabe

So geben Sie dem Unternehmen die Möglichkeit, selbst zu prüfen – ohne sich selbst in eine unangenehme Rolle zu bringen.

Was der Arbeitgeber tun kann – professionell und rechtssicher

Hat der Arbeitgeber einen konkreten Anfangsverdacht, stehen ihm verschiedene rechtliche Mittel zur Verfügung:

  • Attestpflicht ab dem ersten Krankheitstag
  • Prüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkasse
  • Einsatz einer Detektei, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind

Besonders Letzteres ist nur bei einem begründeten Verdacht auf eine erhebliche Pflichtverletzung zulässig. Dann kann eine spezialisierte Detektei eingesetzt werden, um das Verhalten der betreffenden Person außerhalb des Arbeitsplatzes zu dokumentieren – etwa bei Freizeitaktivitäten trotz Krankmeldung.

Ein professioneller Bericht kann im Ernstfall gerichtsfest sein – etwa im Rahmen einer arbeitsrechtlichen Abmahnung oder Kündigung.

Anonym melden – warum das oft der bessere Weg ist

Nicht jeder möchte persönlich vor dem Chef stehen und einen Kollegen melden. Das ist verständlich. Genau dafür gibt es in vielen Unternehmen interne Meldewege:

  • Anonyme E-Mail-Adressen
  • Vertrauliche Kontaktformulare
  • Vertrauenspersonen oder externe Compliance-Stellen

So können Sie sich Luft machen, ohne sich selbst angreifbar zu machen – und dem Unternehmen dennoch die Möglichkeit geben, Schaden abzuwenden.

Verantwortungsvoll handeln – im Sinne des ganzen Teams

Ständige Krankmeldungen eines Kollegen können den Betriebsfrieden stören, das Team belasten und auf Dauer teuer für das Unternehmen werden.

Ihr Handlungsrahmen als Kollege:

  • Bleiben Sie sachlich und unauffällig
  • Beobachten, aber nicht urteilen
  • Melden Sie Ihren Verdacht vertraulich – ohne andere einzubeziehen
  • Der Arbeitgeber entscheidet über das weitere Vorgehen

Ob Attestpflicht, ärztliche Kontrolle oder Detektei – die Entscheidung liegt beim Unternehmen, nicht bei Ihnen. Sie geben lediglich den Impuls – alles Weitere geschieht professionell und rechtlich abgesichert.