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Was hat Buddy Punching mit der Arbeitszeit zu tun?

Was sich wie eine Art Boxkampf anhört, hat nichts mit einer Freizeitaktivität zu tun, sondern findet im Arbeitsleben statt. Buddy Punching meint das Registrieren bei der elektronischen Arbeitszeiterfassung für einen anderen Kollegen. Anders ausgedrückt geht es um das Fremdstempeln.

Mitarbeiter stempelt Arbeitszeit mit Karte für einen Kollegen: Buddy Punching

Kontrollen der Arbeitszeit sind schon lange bekannt

Um die Arbeitszeiten zu kontrollieren, wurden schon frühzeitig Stechkarten eingesetzt. Wer zur Arbeit kam, meldete sich auf diese Weise an. Nach getaner Arbeit wurde erneut gestempelt, sodass der Arbeitgeber einen genauen Überblick über die Anwesenheit des Arbeitnehmers hatte. Dieses System entwickelte sich weiter und heute wird die Anwesenheit mittels Terminals, mit einer Client-Server-Architektur oder durch Online-Zeiterfassungssysteme nachgewiesen.

Arbeitnehmer sind jedoch erfinderisch, wenn es darum geht, ein System zu überlisten. Beim Terminal checkt ein Kollege für den anderen ein, bei Onlinerfassungssystemen braucht es nur die Zugangsdaten des Kollegen, um für diesen zu stempeln.

Der Begriff Buddy Punching stammt aus den Vereinigten Staaten, in denen diese Form des Arbeitszeitbetruges ein großes Problem darstellt. In Deutschland ist der Missbrauch wesentlich geringer, daher ist der Begriff in unseren Breiten noch nicht so geläufig. Das Stempeln für einen Kollegen, der erst später kommt oder früher geht, fällt unter den Begriff “Arbeitszeitbetrug“.

In vielen Unternehmen gilt dieses Vorgehen nicht als Kavaliersdelikt, sondern wird mit einer Kündigung geahndet. Wer anderen hilft, falsche Arbeitszeiten anzugeben, wird ebenfalls zur Rechenschaft gezogen und kann auch seinen Job verlieren.

Buddy Punching untergräbt das Betriebsklima

Gestempelte Arbeitsstunden, die nie erbracht wurden, schaden jedem Unternehmen. Der Arbeitnehmer bekommt Geld für eine Arbeit, die er nicht erledigt hat, im Gegenzug macht der Unternehmer Verluste. Dass das nicht auf lange Sicht gut gehen kann, dürfte verständlich sein. Der Arbeitszeitbetrug hat aber noch viel weitreichendere Folgen.

Das ganze Arbeitsklima verschlechtert sich, wenn ein oder zwei Kollegen den Arbeitszeitbetrug verharmlosen und einen anderen weiterhin für sich stempeln lassen. Kollegen, die sich an die Vorgaben ihres Arbeitsvertrages halten, werden ärgerlich reagieren. Sie lehnen das Verhalten der anderen ab, aber trotzdem wissen sie nicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollen. Ignorieren oder mitmachen?

Letztlich wird das gesamte Vertrauensverhältnis auf die Probe gestellt. Wer nicht mitmacht oder diesen Betrug anzeigen will, ist ein “Spielverderber” und wird fortan gemieden. Wer mitmacht, verstrickt sich immer mehr in die Lügen und kommt aus diesen nicht mehr raus.

Buddy Punching sorgt dafür, dass pflichtbewusste Mitarbeiter die Mehrarbeit auf sich nehmen müssen, die durch die Menschen entsteht, die es mit den Arbeitszeiten nicht so genau nehmen. Dadurch ist Streit vorprogrammiert, denn wer möchte ohne Bezahlung die Arbeit von Menschen machen müssen, die es mit der Arbeitszeit nicht so genau nehmen?

Wie entsteht Buddy Punching?

“Es sind doch nur 10 Minuten!” Dieser Satz fällt immer, wenn es um einen verspäteten Arbeitsbeginn oder das verfrühte Arbeitsende geht. Bleibt es nicht bei einer einmaligen Aktion, summieren sich aber auch 10 Minuten. Bei 20 Arbeitstagen im Monat ist das ein Arbeitszeitausfall von gut 3 Stunden. 20 Minuten Ausfall pro Tag schlagen schon mit fast 7 Stunden zu Buche, was beinahe ein kompletter Arbeitstag ist.

Für jedes Zuspätkommen und jeden früheren Arbeitsschluss gibt es eine plausible Erklärung. Ein Arzt Termin, das Kind ist krank, Erledigungen können nicht auf das Wochenende geschoben werden… Wie kann solch eine Einstellung entstehen?

Unzufriedenheit und mangelnde Identifikation mit dem Unternehmen sorgen dafür, dass Vorgaben nicht eingehalten und umgangen werden. Anders gesagt fühlen sich die Angestellten nicht wirklich wohl und stellen dem Unternehmen ihre Arbeitskraft nicht bewusst zur Verfügung.

Hier geht es um Ursachen wie schlechte Bezahlung, ein negatives Klima im Unternehmen, Neid im Team oder es ist einfach der falsche Job für die betreffende Person. Die Arbeitnehmer fühlen sich mit ihrer Tätigkeit nicht verbunden und möchten lieber anderen Dingen nachgehen, bei denen sie die Wertschätzung ihrer Person erfahren. Wer ständig herumgeschubst wird, einen mageren Lohn empfängt und mit schwierigen Charakteren zusammenarbeiten muss, wird jede Minute nutzen, um nicht an seinem Arbeitsplatz zu sein.

Das heißt, dass Buddy Punching das Ergebnis einer unfähigen Betriebsführung sein kann. Dann braucht es das Hinterfragen der einzelnen Symptome und Umstrukturierungen. Wer sich um seine Mitarbeiter und deren Bedürfnisse kümmert, wird immer seltener mit Arbeitszeitbetrug konfrontiert sein.

Wenn Arbeitnehmer gerne zur Arbeit kommen und anständig bezahlt werden, wird ein positives Arbeitsfeld kreiert. Wer Angestellte dagegen als Werkzeuge für den eigenen Erfolg benutzt, muss sich nicht wundern, wenn sich die Stimmung gegen ihn wendet. Dann wird die Arbeitszeit abgesessen, um das monatliche Einkommen zu sichern. Eine positive Arbeitsatmosphäre kann dabei nicht aufkommen.

Wie lässt sich Buddy Punching vermeiden?

1. Arbeitnehmer müssen sich gleichberechtigt fühlen.

Das bedeutet nicht, dass sie regelmäßig in die Vorstandsetage eingeladen werden. Aber die Situation wird positiv beeinflusst, wenn es regelmäßige Treffen und Aussprachen mit der Belegschaft gibt. Solange ein Angestellter nur Befehlsempfänger ist und als solcher behandelt wird, gibt es Unzufriedenheit und unterschwellige Wut.

Jeder Mensch möchte respektvoll behandelt und nicht als Eigentum betrachtet werden. Wer einen hohen Arbeitseinsatz seiner Angestellten erwartet, solche diesen auch finanziell honorieren. Je höher die Bezahlung, desto größer die Loyalität. Warum? Weil dem Menschen durch einen sehr guten Verdienst das Gefühl gegeben wird, wichtig und kompetent zu sein.

Diese emotionale Erfahrung bindet einen Angestellten an das Unternehmen. Mit der richtigen Bezahlung wird er sich auch komplett einbringen, Ideen entwickeln und seine Ausdauer und Kreativität zur Verfügung stellen. Warum soll er in dieser Situation die Arbeitszeit verkürzen, wenn er jetzt positive Aufmerksamkeit bekommt, die er vorher anderswo suchte und deshalb bei der Arbeitszeit mogelte?

2. Ist das Team kein Team, werden viele Angestellte nur widerwillig zur Arbeit gehen und Buddy Punching wird ein heikles Thema in diesem Unternehmen. Menschen sind verschieden und treffen mit unterschiedlichen Charakteren aufeinander. Wird hier versäumt, die Gruppendynamik in positiver Weise zu nutzen, bilden sich Hierarchien und Grüppchen, die gegeneinander arbeiten.

Arbeitgeber müssen deswegen in der Lage sein, ein harmonisches Miteinander in ihrer Belegschaft aufzubauen und die Arbeitnehmer zu führen und anzuleiten. Es reicht nicht aus, Menschen an Maschinen zu stellen und sie dann sich selbst zu überlassen. Die dominanten Menschen werden die Führung der Gruppe an sich reißen, während die ruhigen Personen untergehen.

Es braucht einerseits Versammlungen, in denen Arbeitnehmer Verbesserungen vorschlagen können. Der Arbeitgeber sollte aber noch mehr machen. Er muss die Fähigkeiten jedes Arbeitnehmers einschätzen und die Arbeit anhand dieser Fähigkeiten aufteilen. Er sollte Verständnis für die Gruppendynamik besitzen und Streit schlichten können. Er sollte in der Lage sein, Menschen zu führen, ihre Schwachstellen aufdecken und ihnen deutlich machen können, dass jede Arbeit ein Entwicklungsprozess für den Menschen ist.

Manchmal müssen die Arbeitsplätze neu sortiert werden. Zur anderen Zeit braucht es neue Herausforderungen für bestimmte Arbeitnehmer. Der Mensch wächst und entwickelt sich. Dafür braucht er Anreize und das Gefühl, auch im beruflichen Leben seine Wünsche äußern und wachsen zu dürfen.

Arbeitnehmer sind Menschen, die nicht als eine Ware behandelt werden wollen. Arbeitgeber, die sich nur ihrer Zahlung entledigen wollen, dafür jedoch Höchstleistungen erwarten, werden enttäuscht. Arbeitgeber, die sich um die Bedürfnisse ihrer Arbeitnehmer kümmern, behalten ihre Stammbelegschaft, profitieren von einer viel höheren Arbeitsmoral und haben weniger Probleme mit Buddy Punching.

Das ist nachvollziehbar, denn wer möchte nicht an einem Ort arbeiten, an dem die Bezahlung stimmt, Streitigkeiten im Keim erstickt werden und einem Wertschätzung entgegengebracht wird. Das ist genau der Job, nach dem jeder sucht. Also investieren sich Arbeitnehmer und geben wirklich ihr Bestes.

Ein neues Gesetz ist in Arbeit

In Deutschland gilt bis jetzt die Vertrauensarbeitszeit. Ein Arbeitgeber vertraut auf eigene Kontrollen und die Ehrlichkeit des Arbeitnehmers hinsichtlich der Arbeitszeit. Allerdings wird sich auch das in Kürze ändern, denn mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 14.5.2019 beschlossen die europäischen Richter, dass jede Arbeitszeit zukünftig lückenlos dokumentiert werden müsse. Vorrangig wurde diese Entscheidung für den Arbeitnehmer getroffen, um ihn vor unbezahlten Überstunden zu bewahren.

Im Gegenzug wird es aber zu mehr Vorfällen kommen, bei denen ein Kollege für einen anderen die Zeitkarte abstempelt und somit für Arbeitszeitbetrug sorgt. Aus der Vertrauensarbeitszeit wird Kontrolle und es ist so, dass Druck Gegendruck bewirken wird. Was in Amerika normal ist, wird mit diesem Gesetz auch in Deutschland ankommen – die totale Kontrolle. Wie die Deutschen darauf reagieren werden, bleibt abzuwarten.

Das deutsche Recht sah bis heute noch keine generelle Verpflichtung der Dokumentation der Arbeitszeiten durch den Arbeitgeber vor. Aufgrund des Urteils müssen jetzt Systeme installiert werden, die das Aufzeichnen möglich machen. Sobald ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wurde, gilt auch in Deutschland die Pflicht, alle Arbeitszeiten zu dokumentieren.

In den Vereinigten Staaten ist die Mitarbeiterkontrolle sehr ausgeprägt. In vielen Firmen gibt es eine Videoüberwachung der Angestellten. Die Auswertung benötigt allerdings zusätzliches Personal und ist zeit- und kostenintensiv. Eine klassischere Methode ist die Überwachung durch einen Detektiv. Auch hier stellt sich das Problem des finanziellen und zeitlichen Aufwands. Günstiger ist die Zeiterfassung mit der App. Doch auch diese Methode bietet Schlupflöcher. Beispielsweise lassen sich die Passwörter austauschen oder manipulieren.

Daher bietet auch diese Variante keinen verlässlichen Schutz. Als weitere Lösungen stehen die Überwachung per GPS oder die Arbeitszeitkontrolle durch biometrische Daten zur Auswahl. In unserem Land ist die Variante per GPS nicht möglich, da sie eine Verletzung der Grundrechte des Menschen darstellt. Die vollständige Überwachung ist also möglich, aber nicht verlässlich. Welches System auch erfunden und installiert wird, es lässt sich immer auf irgendeine Weise umgehen.

Der richtige Weg

Im Endeffekt lässt sich Buddy Punching auch nicht mit stärkerer Kontrolle in den Griff bekommen. Im Gegenteil, je intensiver und ausgefeilter die Kontrollen sind, desto intensiver werden Arbeitnehmer an Möglichkeiten arbeiten, um diese zu umgehen. Eigentlich ist Buddy Punching ein Hinweis auf eine Arbeitsphilosophie, die geändert werden muss.

Wenn der Mensch an seinem Arbeitsplatz nicht der Mensch sein darf, der er ist, wird er sich auf die Suche nach einem besseren Platz begeben und nicht loyal sein. Wer sich als Arbeitgeber auf sein Team verlassen will, muss jeden Arbeitnehmer als individuellen Menschen behandeln. Supervisionen, Teamsitzungen, Ausschreibungen für Verbesserungen oder gemeinsame Ausflüge zur Vertrauensbildung können helfen, aus Individuen eine harmonische Gruppe zu machen, in der jeder seinen Platz hat und unentbehrlich ist.

Von Unternehmern wird also mehr erwartet, als diesen vielleicht bewusst ist. Buddy Punching ist ein Symptom, die Ursache findet sich meist im Unternehmen und lässt sich schnell erkennen. Zufriedene Arbeitnehmer haben keinen Grund, die Arbeit zu meiden. Das Problem steckt im Unternehmen und seiner Philosophie.

Es geht um die Frage, ob der Mensch als solcher behandelt oder ob er lediglich als ersetzbares Werkzeug gesehen wird. Wer sich nicht um seine Belegschaft kümmert und versucht, den Menschen das Leben zu erleichtern und gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, wird mit seinem Unternehmen nicht vorankommen. Denn jedes Unternehmen ist nur so gut, wie seine Angestellten.

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