Beim Heiratsschwindel handelt es sich juristisch gesehen um eine spezielle Form des Betruges, welche allerdings nicht explizit im Strafgesetzbuch (StGB) oder anderen Rechtsvorschriften definiert ist. Eine Verfolgung und Bestrafung ist beim Vorliegen der entsprechenden Voraussetzungen dennoch möglich. Gemäß § 263 StGB ist dies immer dann der Fall, wenn eine andere Person so getäuscht wird, dass sie unter dem Einfluss des Irrtums bewusst und aus freien Stücken eine für sie nachteilige Vermögensverfügung vornimmt.
Ziel eines Heiratsschwindlers ist es, vom Partner hochpreisige Geschenke, Geldzuwendungen oder Darlehen zu erhalten. Hat der Heiratsschwindler sein Ziel erreicht, taucht er unter und ist für das Opfer in aller Regel nicht mehr zu erreichen. Da Heiratsschwindler zumeist falsche Namen und Adressen verwenden, wird eine spätere Kontaktaufnahme praktisch unmöglich. Aus diesen Gründen und wegen der oft aus Scham unterbliebenen Anzeigen kommt es in vielen Fällen nicht zu einer strafrechtlichen Verfolgung der Tat. Das Opfer bleibt auf dem finanziellen und seelischen Schaden sitzen. Sehr verwerflich am Heiratsschwindel ist vor allem, dass Betroffene nicht nur um Geld gebracht, sondern auch tief in ihrer Persönlichkeit verletzt werden.
Die Bezeichnung “Heiratsschwindel” wird der gegenwärtigen Situation in Deutschland und Europa nicht immer vollständig gerecht, denn längst steht keineswegs ausschließlich ein Eheversprechen im Vordergrund. Vielmehr genügt in unseren Tagen oftmals die Aussicht auf eine längere und intensive Beziehung auf persönlichem und so gut wie immer auch sexuellem Gebiet.
Opfer eines Heiratsschwindlers (oder einer Heiratsschwindlerin, denn auch die gibt es!) kann grundsätzlich jede und jeder werden. Eine Studentin, die plötzlich auf ihren scheinbaren Traummann trifft ist ebenso gefährdet wie die erfolgreiche Geschäftsfrau mit Mitte 40, die sich unbedingt noch Nachwuchs wünscht. Männer in der sogenannten “Midlife-Crisis”, die sich über die Bewunderung einer jungen und schönen Frau freuen, gehören überdies zu den potenziellen Zielen weiblicher Heiratsschwindler.
Heiratsschwindler werden an vielen Orten tätig. Die erste Kontaktaufnahme kann sowohl in einem Café, an einer Hotel-Bar oder auch im Internet geschehen. Hat der Heiratsschwindler sein potenzielles Opfer ausgemacht, setzt er seinen oftmals sehr ausgeprägten Charme und seine äußere Attraktivität dazu ein, das Vertrauen seines Gegenübers zu gewinnen. Dies geschieht zunächst fast immer auf sehr behutsame Art und Weise. Finanzielle Dinge werden in der ersten Phase des Kennenlernens nur selten direkt, sondern eher durch verklausulierte aber nicht minder gezielte Fragen thematisiert. Zudem wird vor allem eine längerfristige und tiefgehende Beziehung in Aussicht gestellt. Heiratsschwindler verstehen es dabei meisterlich, die Wünsche und Emotionen ihrer Opfer zu erkennen und entsprechend zu interagieren.
Einen Heiratsschwindler entlarven
Einen Heiratsschwindler zu entlarven ist nicht einfach. Zumeist gehen die Täter höchst professionell vor und haben viel Erfahrung auf diesem Gebiet. Gerade weil Gefühle im Spiel sind, tun sich die Opfer nicht selten sehr schwer damit, aufkommende Befürchtungen zuzulassen. Sollten Sie den Verdacht haben, tatsächlich an einen Heiratsschwindler geraten zu sein, ist Zögern jedoch der falsche Weg!
Menschen, die auf der Suche nach einem Partner sind, sollten immer ein bisschen darauf achten, welche Fragen ihnen von neuen Bekanntschaften zuerst gestellt werden. Da ein Heiratsschwindler stets am Vermögen der betroffenen Person interessiert ist, wird er versuchen, möglichst schnell den tatsächlichen finanziellen Hintergrund seines Gegenübers in Erfahrung zu bringen. Für einen Heiratsschwindler lohnt es sich nicht, Zeit und Kraft in den Aufbau einer Beziehung zu investieren, aus der sich für ihn letztlich nichts herausholen lässt. Seien Sie daher immer ein wenig aufmerksam, wenn Sie eine neue Beziehung eingehen. Legen Sie Ihre private und geschäftliche Situation nicht sofort offen auf den Tisch. Halten Sie sich in diesem Bereich lieber ein wenig bedeckt.
Stellt Ihnen der Andere verdächtige Fragen, sollten Sie eine erhöhte Aufmerksamkeit an den Tag legen. Natürlich ist es nicht leicht, sich entsprechende Zweifel und Befürchtungen einzugestehen. Noch schwerer fällt es, Maßnahmen hinsichtlich der Aufdeckung eines möglichen Heiratsschwindels einzuleiten. Auf der anderen Seite kann ein fortgesetztes Ignorieren entsprechender innerer Alarmsignale fatale Folgen haben. Schlimmstenfalls laufen Sie so direkt in die Katastrophe.
Es empfiehlt sich daher, bei aufkommenden Zweifeln an der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit Ihres Gegenübers möglichst frühzeitig die wahre Identität und die Hintergründe der betroffenen Personen abzuklopfen. Vielfach wird Ihnen dies ohne professionelle Hilfe nicht oder nur sehr schwer möglich sein. Es ist daher häufig ratsam, auf die Unterstützung eines Privatdetektivs zu setzen. Ein guter Privatdetektiv weiß, wie er Heiratsschwindler erkennt und überführt. Selbstverständlich kann eine derartige Aktivität vom Anderen als schwerer Vertrauensbruch betrachtet werden.
Stellt sich nämlich heraus, dass er gar kein Heiratsschwindler ist, kann Ihnen Ihre Besorgnis zum Nachteil gereichen. Es ist daher immer eine Frage der Abwägung, wann Sie sich über neue Bekannte umfassend informieren sollten und wann nicht. Hören Sie hier auf Ihr Bauchgefühl. Oft trügt es nicht.